Tanja, seit sieben Jahren unterrichtest du an den Juventus Schulen – wie kam es dazu?
Angefangen hat alles mit einer Blindbewerbung. Ich hatte Glück. Eine Stelle, auf die mein Profil passte, war frei und es hat mit einem 45%-Pensum geklappt. Ein perfekter Einstieg übrigens – die Vorbereitung der Lektionen ist am Anfang sehr zeitintensiv, ich war gut beschäftigt.
Du hast studiert, eine Doktorarbeit geschrieben, als Postdoc gearbeitet – in die Forschung zu gehen hat dich nie gereizt?
Nein, so sehr mich Viren oder die DNA auch faszinieren – das Kleinteilige, dieser extreme Fokus auf eine Frage, auf ein Detail, den es in der Forschung braucht, die Arbeit im stillen Kämmerlein, ist meine Sache nicht. Der Blick aufs grosse Ganze interessiert mich viel mehr. Im Unterricht muss ich zu 100 % präsent sein, die Studierenden fordern mich mit ihren Fragen immer wieder aufs Neue heraus und ich sehe den direkten Erfolg meiner Arbeit, wenn jemandem während des Unterrichts plötzlich ein Licht aufgeht. Schöne Momente, die ich nicht missen möchte!
Von 2000–2013 hast du in Singapur gelebt und dort als Doktorandin gearbeitet. Warum gerade Singapur?
Wegen meiner Leidenschaft fürs Tauchen (lacht). Singapur war der perfekte Ort – ich wurde als Doktorandin für meine Arbeit bezahlt und konnte an den Wochenenden auf einer der nahen malaysischen Inseln tauchen.
Singapur ist ja ein Insel- und Stadtstaat mit über fünf Millionen Einwohnern, ein sehr urbaner Ort. Du bist sehr gerne draussen in der Natur …
Oh, Natur gibt es in Singapur durchaus, und zwar mitten in der Stadt. Nicht umsonst wird Singapur auch als «Green City» bezeichnet, es gibt viele Gärten, dschungelartige Grünflächen, bepflanzte Hausfassaden. Und nicht nur die Pflanzen fühlen sich hier wohl– in Singapur gibt es neben einer grossartigen Flora auch eine vielfältige Fauna. In der Siedlung, in der ich damals wohnte, war beispielsweise auch eine recht grosse und eindrückliche Python zu Hause. Auch Gürteltiere oder Makaken fühlen sich in Singapur wohl. Schwarze Speikobras sind mir auch öfter begegnet.
Makaken und Gürteltiere sind ja nicht das Problem, aber Pythons oder Speikobras …
Sag das nicht! Eine Gruppe von Makaken möchtest du nicht in deiner Küche haben, da bleibt kein Teller auf dem anderen und keine Verpackung zu, wenn die auf Futtersuche sind. Und eine Python ist mir sehr viel lieber als die grossen, haarigen, schwarzen Spinnen, die man bei uns immer wieder antrifft.
Aus Singapur wieder zurück in die Schweiz und zu deiner aktuellen Tätigkeit bei den Juventus Schulen. Kompetenzorientierter Unterricht ist im Moment in aller Munde – deine Erfahrungen damit?
Grundsätzlich positiv. Die Studierenden sind nicht nur besser auf die Fragen, die im Berufsalltag auf sie zukommen, vorbereitet, auch die Motivation steigt. So höre ich die Frage «Warum haben wir überhaupt Physik oder Chemie?» seit der Einführung des kompetenzorientierten Unterrichts nicht mehr.